Der Sovereign State of Aeterna Lucina
© Jörg C. Steiner
In der Blütezeit der Gesellschaftsorden, der 1970er und 80er Jahren, hatte so jeder Kontinent seinen alle anderen überstrahlenden Titel- und Ordenshändler, in Europa war es der berühmt-berüchtigte Konsul Weyer, in den USA Lowell Baker, der sich mittlerweile Archbishop Mikhael nennt und in Australien der deutschstämmige Paul Robert Neumann, der nach eigenen Angaben durch den im Exil lebenden König Hassan III. von Afghanistan zum Paul I. Baron Neumann de Kara Bagh "geadelt" worden ist.
Neben der üblichen internationalen Orden und Titeln hatte Baron Neumann anfangs auch zwei Eigenkreationen im Programm den "Order of the White Cross" - über den ich leider bis dato noch nichts näheres in Erfahrung bringen konnte - und den "Ordre Souverain et Militaire de la Milice du Saint Sepulcre" über den am Ende des Artikel berichtet wird. Das wahre Geschäft erfolgte aber erst, als es ihm gelang 1978 sein Grundstück in der Nähe der Byron Bay als "Sovereign State of Aeterna Lucina" auszurufen und sich als dessen "Suprem Lord" einzusetzen. Als er dieses Grundstück in den frühen 80er Jahren verlor wurde der Sitz in sein Haus im Bezirk Curl Curl verlegt was gleichzeitig als Hauptstadt "Vitama" fungierte um dann letztendlich auf ein ca. 14 Quadratkilometer großes Grundstück in der Nähe der Stadt Cooma in südlichen New South Wales transferiert zu werden. Zuletzt kam dieser Ministaat 1989/90 im Zusammenhang mit einem Finanzskandal ins Gerede, ein Finanztycoon aus Sydney hatte nicht ganz saubere Visa und Grundstücksgeschäfte darüber abgewickelt. Mit dem Tode des Gründers im Jahre 1994 war es dann auch mit der "Staatsherrlichkeit" endgültig vorbei.
Natürlich nutzte das "Staatsoberhaupt" Baron Neumann geschickt alle Möglichkeiten des Geldverdienens. Die Universität von Aeterna Lucina mit Sitz in der Hauptstadt Vitama verlieh an zahlungskräftige Interessenten jegliche Art von Akademischen Titeln - honoris causa oder nicht - und selbstverständlich war man auch bei der Erlangung des Titels Professor gerne behilflich. Staatsbürgerschaften mit Reisepässe, auch für Diplomaten, wurden ebenso gerne ausgestellt wie alle erdenklichen Ernennungsdekrete vom Oberst bis zum Admiral. Dagegen scheint der Verkauf von Briefmarken, Münzen, Fahnen und anderen Andenken vergleichsweise "peanuts" gewesen zu sein. Neben den schon genannten Orden wurde auch der neu-erfundene "The most noble Order of the Honour of Aeterna Lucina" verliehen über dessen Aussehen mir leider auch keine Unterlagen vorliegen.
Der "Ordre Souverain et Militaire de la Milice du Saint Sepulcre" wurde seit Mitte der 1970er Jahren von Baron Neumann an zahlungskräftiges Publikum vertrieben. Im Auktionshaus Graf Klenau in München tauchte erstmals 1978 ein Komtur mit Stern Set auf, was über mehrere Jahre mitgeschleppt wird und immer wieder hartnäckig als "Orden der koptischen Kirche in Frankreich" falsch beschrieben wird. Die Ordenszeichen bestehen aus korallenrot emaillierten, golden umrandetes Tatzenkreuz mit einem aufgelegten Doppeladler, der mit einer Patriarchenkrone überhöht ist. Ritter tragen das Ordenszeichen auf der rechten Brustseite, Offiziere das gleiche Ordenszeichen jedoch mit einer Patriarchenkrone überhöht. Kommandeure tragen das Offizierskreuz als Halsdekoration und Großkreuze dazu einen achtstrahligen, brillantierten Bruststern. Die Farbe des Ordensbandes konnte ich leider noch nicht klären, mir liegen/lagen originale Stücke mit rotem, mit rot-weiß-roten und schließlich mit roten Bändern mit weißen Randstreifen vor.
Verleihungsurkunde aus dem Jahre 1987 |
Komtur mit Stern mit Miniatur |
Ritterkreuze mit und ohne Überhöhung - links in Sterling-Silber vergoldet - recht unedles Metall |
Quellen & Literatur: |
Informationsblatt des Ordens in französischer Sprache ohne Jahr - zusammen mit der Verleihungsurkunde verschickt |
Internet-Recherche über Aeterna Lucina - wikipedia.org |