Der Abendland-Orden vom Hl. Martin
© Jörg C. Steiner
Am 12. November 1959 meldete der Tierarzt Dr. Friedrich Perko von Greiffenbühl den Abendland-Orden vom Hl. Martin, international mit der lateinischen Bezeichnung "Congregatio Eqvitvm Sacri Imperii Occidentalis Sancti Martini" , in Österreich als Verein an. Dies ist einer der wenigen erfolgreichen Gründungen von Gesellschaftsorden, die selbst den Tod des Gründers überleben konnten. Als Schutzpatron wählte er den Heiligen Martin von Tours, dessen Namesfest am 11. November fällt, sodaß alljährlich der Orden am 11. und am 12. November (Gründungstag des Ordens) ein entsprechendes Ordensfest veranstaltet. Der Abendland-Orden ist selbstverständlich von der Internationalen Ordensunion (I.O.U.) registriert und anerkannt - kein Wunder ist diese Organisation ja ebenfalls eine Gründung des Herrn Perko!
Vorgeschichte
In den Gründsätzen des Ordens liest man (in der Fassung 1965 und 1984): Der Abendland-Orden ist eine internationale hierarchische Gemeinschaft von Herren, deren Grundlangen einerseits die bewährten Formen der alten, ehrwürdigen Ritterorden und anderseits eine der Zukunft dienende Zielsetzung sind. Weiter in der Fassung von 1984: Der Abendland-Orden vom Hl. Martin hat den Zweck, die Aufgabe und das Ziel, eine Erneuerung und Verbreitung der christlichen-abendländischen Reichstradition zu betreiben. Er ist bestrebt, mit den dieser Tradition zugehörigen, erhaltenswerten ideellen und kulturellen Werten in Verbindung mit den Gegebenheiten unserer Zeit für eine wahre abendländische Einheit einzustehen und so den Völkern der Erde den ersehnten Frieden vorzuleben, um Krieg, Elend und Furcht zu bannen. Und dann weiter, fast rührend: Jeder Ordensangehörige betrachtet die tägliche Verrichtung eines Gebetes oder eines guten Werkes im Sinne des Ordens als selbstverständliche Pflicht.
Stiftung und Verleihung
Im Gegensatz zu vielen anderen Gesellschaftsorden, die im Sinne einer Mitglieder Maximierung oft in diesen Punkten Kompromisse eingehen, ist beim Abendland-Orden der angestrebte Personenkreis klar umrissen - Männer über 21 Jahren römisch-katholischen Glaubens. Frauen können zwar zu Ehrendamen ernannt werden und geeignete Personen mit herausragenden gesellschaftlichen Positionen können auch wenn sie einer anderen christlichen Konfession angehören ausnahmsweise zu Ehrenoffizieren ernannt werden. Ursprünglich gab es einen Großprotektor, den Großprior und den Ordensgeneral, der zusammen mit dem Rat der Komture die Ordensregierung bildete, später konzentrierte sich dies, der Realität entsprechend, auf den "Souverän und Ordensgeneral" Dr. Perko allein. Im folgenden die Einteilung der Ordensangehörigen nach den Statuten von 1965 - die Benennungen nach der Ausgabe 1984 stehen in Klammer:
Ordensjunker (Junker und Schwestern) : Junge Herrn (und Damen), in der Regel zwischen vollendetem 16 und 21 Lebensjahr, die sich besonders im Dienste des Ordens bewährt haben, aber noch nicht alle Voraussetzungen für eine Investitur zu einer höheren Ordenswürde erfüllen, können vom Ordensgeneral zu Junkern (oder Schwestern) ernannt werden.
Postulanten: Dies sind Herren römisch-katholischen Glaubens, die nach zufriedenstellender Probezeit für würdig erachtet wurden, das "Kleine Ordensgelöbnis" abzulegen und vom Ordensgeneral zu "Postulanten vom Abendland-Orden" ernannt wurden.
Ritter (Offiziere): Postulanten können nach Erreichung eines entsprechenden Lebensalters und nach Erfüllung der anderen für diese Würde vorgesehenen Voraussetzungen nach Ablegen des "Großen Ordensgelöbnisses" vom Ordensgeneral zu "Rittern vom Abendland-Orden" ernannt werden.
Der Ordensgeneral hat natürlich die Möglichkeit Personen ehrenhalber in den Orden aufzunehmen. In der Fassung von 1965 wird zwischen Ehrendamen und -herren welche römisch-katholischer Konfession sind und Magistralrittern und -damen, welche anderen christlichen Konfessionen angehören konnten unterschieden - in der Fassung von 1984 werden diese Gruppen alle als Ehrenoffiziere zusammengefasst. Als höhere Grade des Ritterkreuzes gibt es dann das Komturkreuz, den Offiziersstern und schließlich das Großkreuz. Ordensgeistliche, der Ordensgeneral, der Großprior und der Großprotektor tragen natürlich besondere Insignien.
Dem Orden sind ein Verdienstzeichen in drei Klassen und eine dreistufige Verdienstmedaille affiliiert, deren Verleihung nicht an die Mitgliedschaft im Abendland-Orden gebunden ist.
Gestaltung der Dekoration
Die Basis der Ordenszeichen ist ein gleichschenkeliges Balkenkreuz mit angesetzten breiten rechteckigen Balkenenden in der Form des Zeremonienkreuzes des Heiligen Römischen Reiches. In den Kreuzarmen werden fallweise nichtgekrönte Doppeladler erwendet und als Überhöhung dient ebenfalls fallweise die alte deutsche (sogenannte Ottonische) Kaiserkrone des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Die Verleihugsurkunden sind relativ schmucklos, ca. DIN A4 groß und in lateinischer Sprache abgefasst.
Das Kreuz für Postulanten ist eine goldenes, schwarz emailliertes Kreuz, dass an einem karmesinroten Band auf der linken Brustseite getragen wird. Im Gegensatz zur österreichischen Usance wird das Kreuz von Herren an einem geraden Band getragen, während die erst später zugelassenen weiblichen Postulaten dies an einer Damenmasche tragen.
Alle Klassen der Ritter, also echten Ordensmitglieder, haben goldene, ungekrönte Doppeladler zwischen den Armen des schwarz emaillierten Kreuzes, sind von einer Ottonischen Kaiserkrone überhöht und werden an karmesinroten Bändern getragen. Das Ritterkreuz um den Hals, die Komture ebenfalls um den Hals jedoch mit einer zusätzlichen, auch bei anderen Orden üblichen Armatur bzw. Trophäe und die Großkreuze an einer Schärpe um die Schulter. Die Großkreuze tragen dazu einen achtstrahligen, brillantierten Bruststern auf dem das Ordenskreuz (ohne Überhöhungen) aufgelegt ist; die sogenannten Offiziere tragen zu ihren einfachen Ritterkreuzen einen gleichen aber etwas kleineren Stern. Da man dies offenbar schwer unterscheiden konnte, wurde nach 1984 die Offizierssterne nicht brillantiert, sondern glatt-strahlig ausgeführt.
Geistliche des Ordens, sogenannte Ordensprälaten, tragen eine, dem Ritterkreuz gleichende Insignie an einem längeren karmesinroten Band um den Hals. Die Insignie für den Großprotektor, den Großprior und den Ordensgeneral ist deutlich größer und wird an einem breiten karmesinroten sogenannten Bandkragen um den Hals getragen, der Ordensgeneral kann überdies zu besonderen Anlässen eine entsprechende Kette statt des Bandes anlegen.
Ehrenhalber zu Ordensmitgliedern ernannte Personen römisch-katholischen Glaubens heißen nach der Ausgabe von 1965 Ehrenritter und tragen die gleichen Insignien wie die Ritter, jedoch an einem blauen, schwarz- und gold gerandeten Band, während nach der Ausgabe von 1984 als Ehrenoffiziere bezeichnet werden und ein karmesinrotes Band mit gold-schwarz-goldenen Rand.
Ehrenhalber zu Ordensmitgliedern ernannte Personen anderer christlicher Konfessionen, nach der Ausgabe von 1965 Magistralritter bzw. Magistraldamen genannt, tragen die gleichen Insignien wie die Ritter, auch an einem karmesinroten Band, jedoch ist das Kreuz nicht schwarz sondern blau emailliert. Die Ausgabe von 1984 macht diese Unterschiede zwischen den Ehrenmitgliedern nicht mehr.
Überhaupt ist die Ausgabe von 1984 an unüblichen Seltsamkeiten kaum zu überbieten. Das Ritterkreuz wird zum Offizierskreuz umbenannt und an einem Halsband getragen. Ein neu eingeführtes Steckkreuz wird als Kommandeurkreuz bezeichnet, gefolgt vom sogenannten Kommandeurstern, während die Großkreuze in Großoffizierskreuze umbenannt werden. Offensichtlich hat man hier versucht, ähnlich wie die Sozialisten 1919 mit der Einführung der nichtssagenden und dümmlichen "Ehrenzeichen" - Blödheit, mit jeglicher Tradition mutwillig zu brechen und ein möglichst undurchschaubares, unvergleichbares System zu schaffen.
Dem Orden affiliiert ist ein Verdienstzeichen, welches das nicht emaillierte Ordenskreuz mit flachen Pfeilspitzen in den Winkeln zeigt. Je nach Klasse ist es vergoldet, versilbert bzw. bronziert und wird an einem gold-schwarz-goldenem Band mit karmesinroten Seitenstreifen getragen. Die Verdienstmedaille ist rund mit einem Durchmesser von 4 cm und je nach Stufe vergoldet, versilbert oder aus Bronze. Sie zeigt auf der Vorderseite das Ordenskreuz im Relief und auf der Rückseite über zwei gekreuzten Lorbeerzweigen die Worte "PRO OCCIDENTE". Die Verdienstmedaille wir an einem gold-schwarz-goldenem Band mit blauen Seitenstreifen, ebenfalls auf der linken Brustseite getragen.
Großprotektor Alfred Prinz von und zu Liechtenstein | Ordensgeneral und Souverän Dr. vet. Friedrich Perko von Greiffenbühl |
Ehrenoffizierskreuz und Kommandeurstern nach 1984 | Insignie für Magistraldamen vor 1984 |
Silberne Verdienstmedaille - Vorderseite | Silberne Verdienstmedaille - Rückseite | Verdienstkreuz - Vorderseite |
Quellen & Literatur: |
Statuten und Ordensreglement vom Orden selber publiziert Ausgabe 1965 und Ausgabe 1984 |
Gayre of Gayre and Nigg; The Knightly Twiglight; Valletta-Malta 1973 |
Roman Freiherr von Procházka; Österreichisches Ordenshandbuch; München 1974 |