Ordre Souverain de Chypre

© Jörg C. Steiner

Seit dem Jahre 1970 verleiht der Titular-Bischof von Ephesus Lorenzo Michael de Valitch den Souveränen Orden von Zypern. Da es in der letzten Zeit recht still darum geworden ist könnte sein, dass der untriebige "Bischof" mittlerweile verstorben ist und der "Orden" daher erloschen sein dürfte.

Vorgeschichte

Laut der englischsprachigen Werbebroschüre des Ordens geht dieser auf den im 12. Jahrhundert von Guy de Lusignan gegründeten Orden von Cypern zurück. Dieser wäre in der Familie Lusignan längere Zeit ruhend gewesen bis er - quasi als Gastgeschenk unter Freunden - im 18. Jahrhundert an den Count Stefan Peter Valitch übergegangen wäre, der ihn mit Dekret von 1763 zum Hausorden der Familie Valitch machte. So wäre die erbliche Kanzlerschaft also auf Lorenzo Michael de Valitch - aus Sympathie mit den Alliierten wäre laut eigenen Angaben aus einem ursprünglich deutschen "von" während des 2. Weltkrieges ein französisches "de" geworden - der Titular Archbishop of Ephesus und Apostolic Delegate to the United States of America der Holy and Apostolic Orthodox Catholic Church mit Postfach-Adressen in New York und Rom.

Nach soviel gequirlten Unsinn muss man erstmal tief Luft holen. Also es stimmt, der berühmte Kreuzritter Guy de Lusignan gründete in der Kirche St. Sophia in Nicosia auf Zypern 1195 einen Orden - allerdings mit dem Namen "Orden des Schwertes von Zypern", was auch das Schwert als zentrales Symbol bei diesem Orden erklärt - der nach dem Verlust der Insel an die Türken erloschen ist. Bestenfalls könnte man behaupten das Wiedererrichtungsrecht würde dejure beim jeweiligen Oberhaupt der Familie Lusignan liegen. Die Übertragung eines hunderte Jahre ruhenden Ordens von einer Familie auf eine andere ist blanker Unsinn - zumal es eine adelige Familie Valitch, egal ob "von", "de" oder "Count", gar nicht gibt. Die meisten "Pseudo-Adeligen" heutzutage denken einfach nicht daran, dass es gerade über adelige Familien in jedem zivilisierten Land erschöpfende Genealogische Literatur und Verzeichnisse gibt. Durch die, geradezu explosionsartig zunehmende, Anzahl der Briefadelungen ab der Mitte des 19. Jahrhunderts sind diese Verzeichnisse beim untersten Adel nicht ganz hundertprozentig vollständig, aber bei den noch blühenden Geschlechtern - vor allem wenn sie 1763 schon adelig gewesen sein sollen, gibt es keine Lücken. Also der Adelstitel dieses Herren hält keiner Überprüfung stand - sein Bischofsamt natürlich auch nicht! Die angegebene Kirche führt im Original nicht das Wort "and" im Namen und kennt auf Anfrage natürlich keinen Bischof dieses Namens. Der Sektenbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland nennt ihn 1990 einen "selbsternannten Freibischof" und warnt vor seinen Machenschaften.

Stiftung und Verleihung

1974/75 war Herr Valitch mehrfach zu Gast in Wien bei der Internationalen Ordens Union und hoffte über diese neue Vertriebswege zu erschließen bzw. suchte er eine engere Zusammenarbeit mit den St.Sava-Orden von Herrn  Minihofer-Windisch. Zu dieser Zeit wurden zahlreiche Persönlichkeiten der Wiener und Österreichischen Gesellschaft zu teils enormen Gebühren in den Orden aufgenommen. Schließlich scheint sich die I.O.U. doch dazu entschlossen zu haben bei diesem "Bischof" auf Distanz zu gehen, was den weiteren Vertrieb in Österreich offenbar zum Erliegen brachte.

Als Hersteller bedient sich dieser Orden kostengünstiger Weise bei den Herstellern des internationalen Malteserordens (Johnson usw.) und lässt die Stücke statt weiß in rot emaillieren, dadurch fallen keine weiteren Werkzeugkosten an und die Qualität ist beeindruckend hoch. Die Ritterkreuze werden an der linken Brustseite getragen, die Offizierskreuze haben eine Rosette auf dem Band, die Kreuze für Kommandeure sind richtigerweise Halskreuze, weitere Ordensstufen sind anzunehmen. Die mir untergekommenen Bruststerne sind allerdings so klein, dass ich sie eher für Komtur-Sterne halten würde - d.h. möglicherweise werden auch hier Halskreuze mit Bruststern als "Großkreuze" tituliert wie es häufig bei Gesellschaftsorden vorkommt, weil man sich die breiten Schärpen und die zusätzlichen Werkzeuge für größere Kleinode und Bruststerne sparen will. Jedenfalls gibt es auch einseitig gearbeitete, rot emaillierte Steckkreuze mit Lilien zwischen den Kreuzarmen, die offenbar so etwas wie ein Justizkreuz vorstellen sollen.

Gestaltung der Dekoration

Das Ordenzeichen ist ein vergoldetes, rot emailliertes, achtspitziges Kreuz mit französischen Lilien in den Kreuzwinkeln. Die Überhöhung ist eine Krone, die bei vielen Stücken ebenfalls mit rotem Email gefüttert ist. Das Band ist dunkelrot mit je zwei dünnen, dunkelblauen Seitenstreifen. Die kalligraphisch ansprechend gestalteten Urkunden sind etwas größer als DIN A3 Hochformat.

 

Kommandeur-Kreuz mit Miniatur Blanko Verleihungsurkunde
Offizierskreuz mit Miniatur Sehr schöne Fertigung - Krone mit rotem Email gefüttert

 

Quellen & Literatur:
Harrold E. Gillingham; Ephemeral Decorationes; American Numismatic Society 1935
Lowell Alan Barker; The Knightly Renaissance: A Guide to Knightly Orders; West Virginia USA 1987
Friedrich-Wilhelm Haack; Religion und Dekoration - Freibischöfe - Neo-Orden - Vagantenpriester; ARGE für Religions- und Weltanschauung, München 1990

 

Back to Index Kontakt & mehr Flohmarkt - Shop