Das Prominentenabzeichen des Ö.M.R.V.
© Jörg C. Steiner
Die Österreichische Motor-Rennfahrer-Vereinigung (Ö.M.R.V.) verlieh von 1927 bis zu ihrer Auflösung im Jahre 1954 ein sogenanntes Prominenten-Abzeichen an besonders erfolgreiche Mitglieder.
Vorgeschichte
Der Ö.M.R.V. wollte besonders erfolgreiche Mitglieder nach außen hin sichtbar auszeichnen und schuf daher im Jahre 1927 das sogenannte Prominentenabzeichen nach einem Entwurf des Rennfahrers Michael Geyer. Gefertigt wurde das Abzeichen von der Frima Braun in Wien VII.; ein heute noch existierender Hersteller, der heute leider keinerlei Unterlagen darüber besitzt und auch nur noch das Prägewerkzeug für den Kranz dieses ca. 6 cm großen Steckabzeichens im Werkzeugarchiv auffinden konnte.
Stiftung und Verleihung
Die Österreichische Motor-Rennfahrer-Vereinigung (Ö.M.R.V.) veröffentlichte in ihrer Vereinszeitschrift: " Der Motoradfahrer " in der Ausgabe Herbst 1927 folgenden Text mit Abbildung:
„Prominenten-Abzeichen
Die Oesterreichische
Motor-Rennfahrer-Vereinigung hat ein sehr schönes Abzeichen für jene ihrer
Mitglieder gestiftet, welche sich in Ausübung des Sportes Verdienste erworben
haben.
Abbildung 1927 |
Dieses Abzeichen erhält jedes
Mitglied der Oesterreichischen Motor-Rennfahrer-Vereinigung für die Dauer
seiner Mitgliedschaft verliehen, welches sich verpflichtet, dasselbe bei jedem
Motorrennen, ähnlichen Veranstaltungen, sowie bei allen öffentlichen
motorsportlichen Anlässen, bei welchen es anwesend ist, an der linken
Brustseite zu tragen und nachstehende Erfolge aufweisen kann:
A.
Motorradfahrer, welche in den letzten fünf Jahren vom Tage der Verleihung an
gerechnet, 10 Siege im offenen Motorrad-Rennen errungen haben, wovon mindestens
7 Siege in der Seniorenklasse und höchstens 3 Siege in Neulings- oder
Juniorenrennen gerechnet werden. Einer der Seniorensiege muß bei einem
Bahnrennen in Wien, Baden oder auf der zu errichtenden Rennbahn der Oe.M.R.V.,
in einer besseren Durchschnittszeit als die nächst niedrige Kategorie, erworben
worden sein. Tourist-Trophy, internationale Grand-Prix und Meisterschaftssiege
werden für 5 Siege gewertet, jedoch muß einer der übrigen Gesamtsiege
ebenfalls bei einem Bahnrennen in Wien, Baden oder auf der Rennbahn der Oe.M.R.V.
und zwar wie oben in einer besseren Zeit als die nächst niedrige Kategorie
erworben werden.
B.
Automobilfahrer, die in den letzten fünf Jahren vom Tage der Verleihung an
gerechnet, 10 Siege in offenen Automobilrennen nachweisen können. Die Siege
werden nur dann gewertet, wenn sie in einer besseren Durchschnittszeit als die nächst
niedrige Kategorie gefahren wurden. Tourist-Trophy, internationale Grand-Prix-
und Meisterschaftssiege werden für 3 Siege gewertet.
Bei A. und B. werden Siege im
Alleingang nicht gewertet, ausgenommen es wird die beste Zeit des Tages
erreicht.“
Nach der Auflösung des Ö.M.R.V. im Jahre 1954 gelangten die Unterlagen des Vereins offenbar in die Sammlung des Motorsport-Experten Rudolf Glazmaier in Niederösterreich. Leider zeigte sich dieser bei meiner Recherche nicht sehr kooperativ. Er besitzt in seiner Sammlung 2 dieser Abzeichen, lässt sie aber aus Angst vor Fälschungen nicht photographieren. Laut seiner Aussage wurden angeblich 27 Abzeichen, davon 2 an Deutsche, verliehen. Einblick in die Unterlagen oder die Veröffentlichung eine Namensliste der Beliehenen verweigerte er aus "Datenschutz". Leider konnte daher auch nicht geklärt werden, wie ein Abzeichen - siehe unten - mit der Matrikelnummer 60 zustande kommen konnte!
unbekannter Träger des Abzeichens |
Gestaltung der Dekoration
Das Prominentenabzeichen - Typ 1 - besteht aus 2 Teilen, ist auf der Vorderseite mehrfarbig emailliert und ist aus vergoldetem Silber. Sowohl der Kranz, als auch der aufgelegte Motor mit Schwingen sind rückseitig punziert und zwar mit der amtlichen österreichischen Silberpunze (Spechtkopf) sowie der Feingehaltspunze "900". In beide Teile ist auch noch eine Zahl - im Falle das unten abgebildeten Abzeichen "12" - eingeschlagen, wobei es sich dabei wahrscheinlich um eine fortlaufende Matrikelnummer handeln dürfte. Auf der Rückseite befindet sich in der oberen Hälfte des Kranzes eine waagrechte Befestigungsnadel und am Nadelblock, mit diesem fest verbunden, eine 10 cm lange, kleine Kette mit goldener Sicherheitsnadel als zusätzliche Sicherung gegen ein eventuelles Verlieren des Abzeichens.
Das Prominentenabzeichen - Typ 2 - gleicht dem oben beschriebenen Abzeichen Typ 1 ist aber aus unedlem Metall, wahrscheinlich Bronze, vergoldet. Außerdem fehlt das Sicherheits-Kettchen. Auf der Rückseite findet sich oben die Gravur "60" - Martikelnummer (?) - und unten, ebenfalls graviert, eine Initiale.
Vorderseite Typ 1 |
Rückseite Typ 1 |
Vorderseite Typ 2 | Rückseite Typ 2 |
Quellen & Literatur: |
Vereinszeitschrift des ÖMRVs "Der Motoradfahrer"; Ausgabe Herbst 1927 |
Korrespondenz mit Herrn Ernst Gerhartl und Herrn Rudolf Glazmaier aus den Jahren 2000 und 2001 |
Korrespondenz mit Herrn Georg Nessler aus Deutschland, der freundlicherweise die Fotos des Abzeichens Nr.12 zur Verfügung gestellt hat, aus dem Jahre 2003 |
Jörg C. Steiner: Das Prominenten-Abzeichen des Ö.M.R.V.; in: Militaria, Verlag Patzwall Heft 6 Nov./Dez.2002 sowie Nachtrag ebenda Heft 2 März/April 2003 |