Die Auszeichnungen des Comité de Récompenses Mérite Philanthropique et Œvre Humanitaire

© Jörg C. Steiner

Seit dem Jahre 1954 verleiht diese Kommission die beiden mehrstufigen Auszeichnungen "Mérite Philanthropique" und "Œvre Humanitaire", wobei aus nicht erfindlichen Gründen erstere ein weit höheres Ansehen und eine weitere Verbreitung genießt als letztere.

Vorgeschichte

In Frankreich gab es nach dem Vereinsgesetz von 1900 die Möglichkeit wohltätige, vor allem nicht auf Gewinn orientierte, private Gesellschaften öffentlichen Rechts zu gründen, was nach dem 2. Weltkrieg nicht mehr in dieser Form möglich ist. Zwei von diesen Gesellschaften, die 1937 in Paris unter dem Namen „Union Philanthropique des Œuvres Françaises“ und die 1920 in Toulouse gegründete „Œuvre Humanitaire“ beschlossen im März 1954 in Lille ein Verleihungskomitee zu gründen um fortan gemeinsam zu wirken und besondere Personen für Ihre Werke auszuzeichnen. Im April 1955 wurde die Vereinigung beider Organisationen realisiert und die neue Vereinigung nannte sich nunmehr: „Comité de Récompenses Mérite Philanthropique et Œvre Humanitaire“. Seit dieser Zeit hat sich diese Gesellschaft unaufhörlich weiter entwickelt und auch internationale Dimensionen angenommen. Der Name des aktuellen Präsidenten lautet Maurice Turlotte. Für einen jährlichen Mitgliedsbeitrag von 20,- Euro können Privatpersonen Mitglieder werden um die wohltätigen Werke zu unterstützen. Mit den gesammelten Einnahmen werden soziale Einrichtungen wie zum Beispiel ein Krebsforschungsinstitut unterstützt.

Verleihung und Gestaltung

Das „Comité de Récompenses“ ist eine Einrichtung, die auf strikte Neutralität besonders Wert legt und das Ziel hat, die Prinzipien von Ehrenamtlichkeit und Selbstlosigkeit in humanitären, sozialen und philanthrophischen Werken und Bewegungen zu vermehren. Die Auszeichnungen erhält man nicht einfach, man muss sie sich verdienen, was jedoch nicht bedeutet, dass im Falle einer Auszeichnung zuvor eine entsprechend hohe Taxe als Spende zu entrichten wäre. Das „Comité de Rècompenses“ zeichnet ohne Berücksichtigung des Ranges alle diejenigen aus, welche sich beispielhaft innerhalb ihres speziellen Bereiches verhalten haben. Um den Wert zu erhalten, werden die Ehrenzeichen ausschließlich nach sehr sorgfältiger Prüfung der Bewerbungsunterlagen zuerkannt. Für diese Unterlagen, deren Richtigkeit und rechtliche Zuverlässigkeit verbürgt sich die einreichende soziale, humanitäre oder philanthropische Organisation. Auf der offiziellen Homepage des Nationalen Französischen Verdienstordens werden die Ehrenzeichen des „Comité de Rècompenses“ bei den nicht-staatlichen Auszeichnungen in der Rubrik „Humanitaires Et Philanthropiques“ angeführt. (http://www.anmonm.com/?id=60 )

 

Mérite Philanthropique

Die Dekorationen gibt es in folgender aufsteigender Reihenfolge: Médaille de Bronze (Medaille in Bronze) Médaille d’Argent (Medaille in Silber) Médaille d’Or (Medaille in Gold) Grande Mèdaille d’Argent (Ritterkreuz am Brustband) Grande Mèdaille d’Or (Offizierskreuz mit Rosette am Band) Grande Mèdaille d’Or avec Ruban (Komtur d.h. Halskreuz) Grande Mèdaille d’Or avec Plaquette (Großoffizier d.h. Halskreuz mit Stern) Grande Mèdaille dOr avec Croix et Cordon (Großkreuz). Diese etwas ungewöhnlichen Bezeichnugen wurden notwendig, nachdem im Zuge einer generellen Reform des Auszeichnungswesens in Frankreich nicht nur alle Auszeichnungen von Ministerien usw. abgeschafft worden sind, sondern auch privaten Organisationen die Verwendung der Bezeichnung "Orden" sowie der damit zusammenhängenden Stufen (Offizierskreuz, Großkreuz usw.) verboten worden sind.

Die runden Medaillen in Bronze, Silber und Gold haben einen Durchmesser von ca. 31mm und zeigen auf der Vorderseite die Wörter: oben "DEVOIRE" (Pflicht) und unten "HUMANITE" (Menschlichkeit) im Sinne von "Pflicht zur Menschlichkeit" oder "Pflicht gegenüber der Menscheit". Auf der Rückseite umgibt ein Lorbeerkranz eine glatte Fläche - hier könnte man evtl. einen Namen eingravieren - und die Umschrift lautet: "MÉRITE PHILANTHROPIQUE FRANÇAIS". Die höheren Stufen "Grand Médaille" folgen den übliche Ordensstufen vom ca. 42 mm breiten Ritterkreuz, das an einem 37 mm breiten Band auf der Brust getragen wird, über das Offizierskreuz mit einer Rosette auf dem Band, zum Halskreuz, dem Halskreuz mit Bruststern und dem Großkreuz an der Schärpe mit Bruststern. Die Dekoration erinnert stark an die äußere Form des Monegassischen Hausordens vom Heilihen Karl, hat jedoch als Überhöhung einen (republikanischen) Lorbeerkranz anstatt einer Krone. Im Mittelmedaillon wieder der Frauenkopf als Symbol der Humanität und die Umschrift: "MÉRITE PHILANTHROPIQUE FRANÇAIS". Das hellgrüne Band zeit in der Mitte einen 6mm breiten hellroten Streifen und hat darüber hinaus noch schmale, ebenfalls hellrote Randstreifen.

Der Einstieg kann höchstens beim Halskreuz oder darunter erfolgen. Zwischen zwei Verleihungsstufen gibt es eine zweijährige Wartefrist und selbstverständlich müssen neue Verdienste erworben werden. Eine zweijährige Interkalarfrist gilt auch gegenüber  staatlichen Auszeichnungen. Nachdem hier keine genauere Spezifizierung erfolgte, kann angenommen werden, dass sich diese Bestimmung nur auf staatliche Auszeichnungen Frankreichs bezieht. Nach eingehender Prüfung wird einem Bewerber eine bestimmte Stufe des Ehrenzeichens zuerkannt. Dagegen gibt es keinen Einspruch. Zusammen mit der Insignie erhält er oder sie eine Verleihungsurkunde (Diplom) und einen Ausweis (Carte de Membre), der vom Beliehenen unter „Le Titulaire“ zu signieren ist. Erhöhungen im Rang und jährliche Beitragszahlungen werden ebenfalls dort vermerkt bzw. als Marken eingeklebt. In Österreich wurden in der Stufe „Grande Mèdaille d’Or avec Ruban“, der höchsten Stufe bei der Aufnahme, erst vier Personen aufgenommen und zwar der Gründer der Österreichischen Albert Schweitzer Gesellschaft, Prof. Helmuth Bräundle-Falkensee (1986), SKH Dr. Otto von Habsburg-Lothringen (2002), der Generaldirektor des Bankhauses Schelhammer & Schattera, KR Helmut Jonas (2010) und der Begründer und langjährige Kommandant aller Sondereinheiten des NÖ-Roten Kreuzes, Landesrettungsrat Gustav Frimmel (2010).

Auf der offiziellen Homepage des Nationalen Französischen Verdienstordens werden die Ehrenzeichen des „Comité de Rècompenses“ bei den nicht-staatlichen Auszeichnungen in der Rubrik „Humanitaires Et Philanthropiques“ angeführt. In der Bundesrepublik Deutschland veröffentlicht das Auswärtige Amt im Bundesanzeiger regelmäßig die „Liste der Orden und Ehrenzeichen, für die eine Einzelannahmegenehmigung nicht erforderlich ist“ aller Länder. Hier zum Beispiel die Liste vom 19. März 1997 (LISTE). Diese enthält bei der Republik Frankreich, neben den staatlichen und den Auszeichnungen der einzelnen Ministerien, nur die Dekorationen des französischen Roten Kreuzes und den „Ordre du Mèrite Philanthropique“ als Ehrenzeichen (an Stelle 30 von 34), die ein Bundesbürger unbedenklich annehmen und tragen darf. Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass diese Liste die gravierenden Änderungen in der Auszeichnungslandschaft von Frankreich offensichtlich (noch) nicht nachvollzogen hat - also die Abschaffung aller Auszeichnungen von Ministerien, das Verbot, dass private Organisationen ihre Auszeichnungen "Orden" nennen dürfen usw. - möglicherweise gibt es also eine aktuellere Liste mit anderem/geändertem Inhalt.

 

Grande Médaille d'Argent

Verleihungsurkunde

Mitgliedsausweis

Médaille d'Or (Avers)

Médaille d'Or (Revers)

Miniaturen

 

 

Œvre Humanitaire

Die Dekorationen gibt es in folgender aufsteigender Reihenfolge: Croix de Mérite (Ritterkreuz am Brustband) Croix de Mérite d’Or (Offizierskreuz mit Rosette am Band) Croix de Mérite d’Or avec Ruban (Komtur d.h. Halskreuz) Croix de Mérite d’Or avec Plaquette (Großoffizier d.h. Halskreuz mit Stern) Croix de Mérite avec Plaquette et Cordon (Großkreuz). Diese etwas ungewöhnlichen Bezeichnugen wurden notwendig, nachdem im Zuge einer generellen Reform des Auszeichnungswesens in Frankreich nicht nur alle Auszeichnungen von Ministerien usw. abgeschafft worden sind, sondern auch privaten Organisationen die Verwendung der Bezeichnung "Orden" sowie der damit zusammenhängenden Stufen (Offizierskreuz, Großkreuz usw.) verboten worden sind.

Diese Auszeichnung lehnt sich im Aussehen extrem stark an das Erscheinungsbild der Französischen Ehrenlegion an. Dies könnte ein Grund dafür sein, warum es wenig verbreitet und als "minderwertiger" als der Mérite Philanthropique gilt, weil hier leicht der Verdacht eines "Schwindelordens" durch Nachahmung aufkommen kann. Auch wenn das unbegründet ist und in diesem Falle die Dekoration einer seriösen Organisation, so wollen sich mögliche Beliehene diesem Verdacht erst gar nicht aussetzen und verzichten lieber. Das 37 mm breite Band ist Hellgrün und hat die französischen Farben (blau-weiss-rot) als Randstreifen.

 

Großoffiziers-Set

Verleihungsurkunde für ein Großkreuz aus dem Jahre 1988

 

Quellen & Literatur:
Korrespondenz mit der "Direction Général" des Comité de Récompenses im Jahre 2009 und 2010

 

Back to Index Kontakt & mehr Flohmarkt - Shop